Milcheinschuss oder schon Milchstau?
Im Wochenbett tauchen immer wieder Fragen rund um das Stillen auf. Nach dem Milcheinschuss ist die Brust heiß, prall und berührungsempfindlich. In dieser Zeit ist es schwer zu erkennen ob es sich „nur“ um den Milcheinschuss oder schon um einen Milchstau handelt. In diesem Artikel erfährst du alles über den Milchstau und was du dagegen tun kannst.
Was ist ein Milchstau?
Ein Milchstau ist eine Stauung von Milch in der Brust. Ein Milchstau kann die gesamte Brust oder nur ein (oder mehrere) Teilarealen betreffen. Ein Milchstau kann sehr schnell entstehen und ist bei zeitnaher Behandlung fast genau so schnell wieder verschwunden. Ein Milchstau ist sehr unangenehm bis schmerzhaft und sollte schnellstmöglichst behandelt werden, da sich sonst die Gefahr für eine Brustentzündung erhöht.
Wie erkenne ich einen Milchstau?
Symptome für einen Milchstau können sein:
- Schmerzen
- Fühlbare Knötchen in der Brust
- gerötete Stellen
- Schwellungen
- Fieber, oft mit Schüttelfrost
Milcheinschuss oder Milchstau?
Ungefähr drei Tage nach der Geburt schießt die Milch in die Brüste der Frau ein. Dies kann die Brust anschwellen lassen und ist bei vielen Frauen auch mit leichten bis sehr starken Schmerzen verbunden. Wenn die Schwellung in der Brust sehr stark ist (manchmal haben die Frauen Schmerzen bis in die Achseln) kann dies dazu führen, dass die Milch nicht gut abfließen kann.
Wenn die Milch nicht regelmäßig abfließen kann, kann schon während der Milcheinschusses ein Milchstau entstehen. Einen Milcheinschuss von einem Milchstau zu unterscheiden ist daher nicht sehr einfach, kann aber anhand folgender Fragen vielleicht besser beantwortet werden:
- ist die gesamte Brust 3-5 Tage nach der Geburt heiß, geschwollen und empfindlich? (Milcheinschuss)
- Schwellungen bis zu Achsel und Schmerzen in der Brust (Milcheinschuss)
- sind Stellen der Brust gerötet und fühlbar verhärtet? (Milchstau)
- liegt Fieber oder Schüttelfrost vor? (Milchstau)
Frauen, die einen „extremen“ Milcheinschuss mit starker Schwellung der Brust haben, neigen grundsätzlich auch dazu einen Milchstau zu bekommen. Der Übergang zwischen Milcheinschuss und Milchstau ist schleichend, frühes Handeln kann einen Milchstau daher vorbeugen.
Wie entsteht ein Milchstau?
Während des Milcheinschusses sorgt einmal die Schwellung der Brust dafür, dass die Milch nicht richtig fließen kann. Dazu kann das Neugeborene an einer stark angeschwollenen Brust weniger effektiv andocken und so einzelne Brustbereiche nicht richtig leer trinken. Die neu produzierte Muttermilch kommt hinzu und kann schließlich nicht mehr abfließen.
Ist der Milcheinschuss überstanden und die Frau im Wochenbett, kann es auch hier immer wieder zu einem Milchstau kommen. Der Hauptgrund für einen Milchstau im Wochenbett ist Stress. Die Brust reagiert sehr empfindlich auf äußere Stressfaktoren. Einige Stressfaktoren für einen Milchstau im Wochenbett können sein:
- Innerer Stress der Mutter wegen der neuen Verantwortung
- Extremer Schlafmangel
- Zu viel Aktivitäten (Haushalt, Spaziergänge, zu schnell wieder in den Alltag übergehen, etc.)
- Zu viel Besuch
- Externes „Reinreden“ und zu viele gut gemeinte „Tipps“
- Konflikte mit dem Partner oder anderen Personen (Eltern, Schwiegereltern, Kindern)
Andere Gründe für einen Milchstau im Wochenbett können sein:
- Ein zu eng sitzender oder zu kleiner Still-BH
- Ungünstige Stillposition
- Das Verhältnis der bereitgestellten Milchmenge zur benötigten Trinkmenge muss sich erst einspielen (Die Frau hat zu viel Milch)
- Das Baby hat länger geschlafen (die Brust wurde über mehrere Stunden nicht entleert)
Was hilft bei einem Milchstau?
Da sich bei einem Milchstau, wie es der Name schon sagt, die Milch gestaut hat, muss sie wieder zum fließen gebracht werden. Da der Milchstau in den meisten Fällen auch durch Stress der Mutter ausgelöst wurde, gehört vor allem auch (Bett-) Ruhe und Entstressung dazu!
Für die Entleerung der Brust gibt es mehrere Möglichkeiten:
Brust erwärmen
Vor dem Stillen sollte die Brust erwärmt werden, damit die Milch schneller in Fluss kommt. Dies gelingt durch eine heiße Dusche (der Duschstrahl darf hier mehrere Minuten auf die Brust fließen), ein warmes Tuch oder ein erwärmtes Kirschkernkissen. Es gibt mittlerweile auch spezielle Thermopads*, die man sowohl zum erwärmen als auch zum kühlen der Brust verwenden kann.
Stillen
Vor dem Stillen sollte die Brust erwärmt werden, damit die Milch schneller in Fluss kommt. Das Baby sollte so angelegt werden, dass sein Unterkiefer zur betroffenen (verknoteten) Stelle hin gerichtet ist. Fließt die Milch, kann die schmerzende Stelle zusätzlich ausgestrichen werden. Auch wenn das Kind wieder abgedockt ist, der Milchfluss aber noch vorhanden ist, sollten die verhärteten Stellen massiert und weiterhin ausgestrichen werden!
Brust-Ausstreichung
Um die Brust effektiv ausstreichen zu können, sollte der Milchfluss in Gang bekommen sein. Dies kann direkt nach dem Stillen der Fall sein oder, man erwärmt die Brust und löst den Milchfluss durch das Massieren der Brust aus.
Eine Anleitung zum Ausstreichen der Brust findest du hier.
Milch abpumpen
Bei starkem Druck in der Brust, kann die Milch auch abgepumpt* werden. Dies sollte allerdings nur solange gemacht werden, bis der Druck nachgelassen hat. Jedes Abpumpen der Brust regt die Milchproduktion an. Wer zu viel abpumpt riskiert eine Überproduktion der Milch und damit einen erneuten Milchstau.
Kühlen
Während das Erwärmen der Brust den Milchfluss in Gang bringt, sorgt Kälte für das Gegenteil. Nach dem Stillen, Austreichen oder Abpumpen sollte die Brust daher gekühlt werden. Dies gelingt mit Thermopads* oder kühlenden, entzündungshemmenden Quarkwickeln.
Eine schöne Anleitung für Quarkwickel gibt es auf Hebammenblog.de hier.
Milchmenge regulieren
Nach einem akuten Milchstau solltest du gut darauf achten, dass deine Brust regelmäßig entleert wird. Wer einmal einen Milchstau hatte, wird weiterhin anfällig dafür sein. Das Baby sollte nach Bedarf gestillt werden und die Brust gut leer trinken. Mit der Milchpumpe sollte bedacht umgegangen werden (bestenfalls nur wenn eine Stillmahlzeit ausfällt und die Brust entleert werden muss).
Manche Getränke, wie etwa Kräuter- oder Stilltee fördern die Milchbildung und sollten deshalb bei Milchüberschuss oder (beginnenden) Milchstau reduziert werden.
Wie lange dauert ein Milchstau?
Ein Milchstau sollte sich grundsätzlich sofort nach Entleerung der Brust merklich verbessern. Auch das Fieber sollte innerhalb weniger Stunden sinken. Die Verhärtungen auf der Brust sollten auch nach der Entleerung deutlich weicher werden und weniger schmerzen. Die Rötungen auf der Brust verschwinden nach zwei bis drei Tagen.
Wenn aus dem Milchstau eine Brustentzündung wird
Wenn die Brust auch nach drei Tagen schmerzt, verhärtet und gerötet ist und zusätzlich Fieber vorliegt, sollte eine Hebamme oder ein Arzt/eine Ärztin aufgesucht werden. Hier hat sich aus dem Milchstau dann sehr wahrscheinlich eine Brustenzündung (Mastitis) entwickelt, die ärztlich behandelt werden muss.
Entspannung gegen Milchstau
Ein Milchstau entsteht vor allem im Wochenbett. In dieser Zeit muss sich die Milchmenge erst auf das Neugeborene einstellen, das Baby erlernt die richtige Saugtechnik und die Mutter muss sich in der neuen Rolle zurechtfinden. Die ersten Wochen nach einer Geburt sind körperlich und mental anstrengend – daher ist die beste Medizin und Vorbeugung gegen einen Milchstau Entspannung und Ruhe. Der Körper ist immer auch ein Spiegel der Seele und sendet Zeichen wenn Frau sich etwas zurücknehmen soll.
Wenn du einen Milchstau als Zeichen dafür siehst, dir mehr Ruhe zu gönnen, wird er sich – zusammen mit den oben genannten Hilfen – sicher bald lösen.
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Bildquelle: https://pixabay.com/de/photos/stillzeit-brust-kind-stillen-3508242/
Um den Artikel möglichst umfassend schreiben zu können, dienten zur Recherche außerdem folgende Artikel:
https://www.hebammenblog.de/stillprobleme-milchstau/
https://www.windeln.ch/magazin/baby/stillen/milchstau.html
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