Habe ich ein Schreibaby?

Schreit das Baby in den ersten Lebenswochen viel, fragen sich verzweifelte Eltern oft, ob sie ein Schreibaby haben. In diesem Artikel erfährst du ab wann Babys als Schreibabys gelten und wie man ihnen am besten helfen kann.

Ab wann ist ein Baby ein Schreibaby?

Als Schreibabys werden Babys bezeichnet, die etwa drei Stunden pro Tag, an drei Tagen pro Woche und das über mehr als drei Wochen – ohne ersichtlichen Grund – weinen. Diese sogenannte „Dreier-Regel“ wurde im Jahr 1954 durch den US-amerikanischen Mediziner Moritz Wessel eingeführt.

Fachleute sprechen auch vom „Exzessiven Schreien im Säuglingsalter“. Studien zeigen, dass 8-29 Prozent aller Babys in den ersten drei Monaten Schreibabys sind. Meist beginnt es etwa in der zweiten Lebenswoche und dauert bis zum vierten oder spätestens sechsten Monat an, in seltenen Fällen auch noch länger.

Symptome eines Schreibabys

Neben den überdurchschnittlich langen Schreiphasen, weisen Schreibabys noch andere Eigenschaften auf:

  • das Schreien verstärkt sich in den Abendstunden
  • während der Schreiphasen lässt sich das Baby kaum beruhigen.
  • tagsüber kommen sie nur schwer zur Ruhe und schlafen meist nicht länger als etwa 30 Minuten am Stück.
  • Schreibabys haben eine niedrige Reizschwelle
  • während des Weinens verkrampft sich der ganze Körper
  • das Baby überstreckt während des Schreiens seinen Kopf und biegt sich durch
  • der Kopf des Babys läuft rot an

Schreibaby – wie lange dauert es?

Die Schreiattacken beginnen meist um die zweite Lebenswoche, nehmen bis zur sechsten Lebenswoche kontinuierlich zu und enden häufig mit dem Beginn des vierten Lebensmonats.

Diagnose Schreibaby

Wenn das Baby in den ersten Lebenswoche außergewöhnlich oft schreit, sollten zunächst alle organischen Ursachen mit Hilfe des Kinderarztes / der Kinderärztin ausgeschlossen werden. Auch sollte überprüft werden, ob das Baby zu viel Gas im Magen-Darm-Trakt angesammelt hat und wirklich unter Blähungen leidet. Konnten diese Dinge ausgeschlossen werden, folgt oft die Diagnose Schreibaby oder Regulationsstörung.

Schreibabys haben oft eine Regulationsstörung

Sehr lange wurde für das viele Schreien eine Verdauungsstörung – die sogenannten Drei-Monatskoliken – vermutet, was mittlerweile aber widerlegt wurde. Heutzutage steht der Begriff Dreimonatskolik auch für eine Regulationsstörung.

Babys mit einer Regulationsstörung haben Schwierigkeiten, sich gegenüber den vielfältigen Umweltreizen abzuschirmen. Die meisten Schreibabys nehmen ihre Umwelt besonders aufmerksam wahr, interessieren sich früher und intensiver für das Geschehen um sie herum – und kommen mit den daraus resultierenden Reizen nur schwer zurecht. Manchmal gerät es schon in Stress, wenn es gewickelt oder gefüttert werden soll oder ein anderer Situationswechsel stattfindet.

Andere Wissenschaftler vermuten, dass Schreibabys Probleme mit „dem Leben selbst“ haben. Sie waren noch nicht wirklich bereit den Mutterleib zu verlassen und sind mit der neuen Situation außerhalb des Mutterleibs überfordert.

Schwedische Wissenschaftler haben anhand einer Befragung von 1.600 Müttern herausgefunden, dass rauchende Schwangere im Vergleich zu Nichtraucherinnen ein etwa 1,7 Prozent höheres Risiko trugen, ein Schreibaby zu bekommen. Einige Forscher vermuten auch einen Zusammenhang zwischen Schreibabys und starken seelischen Belastungen der Mutter in der Schwangerschaft.

Wie helfe ich meinem Schreibaby?

Einem Schreibaby hilft man am meisten, wenn man die Flut an Reizen eindämmt und für einen möglichst regelmäßigen Tagesablauf sorgt. Folge Dinge können helfen, mit einem Schreibaby den Alltag zu überstehen:

  • Feste Zeiten zum Füttern, Spielen, Kuscheln, Schlafen und Spazierengehen schaffen Orientierungs- und Ruhepole.
  • Alle ein- bis eineinhalb Stunden sollte ein Schreibabys eine Ruhepause bekommen
  • feste Rituale, wie zum Beispiel ein immer gleiches Schlaflied, hilft einem Schreibaby leichter in den Schlaf zu finden

Viele Schreibabys sind noch nicht bereit für die Welt außerhalb des Mutterleib. Ihnen hilft es vor allem, wenn eine Umgebung geschaffen wird, die sie an den Mutterleib erinnert. Dies gelingt durch die fünf „S“ (nach Dr. Harvey Karp):

  • strammes Einwickeln (in ein Pucktuch oder Tragetuch)
  • Seiten- / Bauchlage (verhindert den Moro-Reflex**)
  • Schhhhhh-Laute (hier helfen Fön, Staubsauger oder spezielle Apps wie z.B. Soundsleeper)
  • Schaukeln (rhythmische, eintönige Bewegungen)
  • Saugen an Brust oder Schnuller (löst den Beruhigungsreflex aus)

**Der Moro Reflex ist ein frühkindlicher Überlebensreflex. Es ist ein reflexhaftes Verhalten auf eine bedrohliche Situation. Meist wird dieser Reflex ausgelöst wenn das Neugeborene auf dem Rücken liegt.

Zauberwort Intensität

Oft glauben Eltern, dass sie mit ihrem Schreibaby besonders sanft umgehen müssen. Dies trifft auf die äußeren Reize zu, nicht aber auf die Art der Beruhigung. Ein Baby, welches sich in Rage geschrien hat, wird sich nicht durch sanftes Wiegen und Flüstern beruhigen.

Die schnellste Möglichkeit, ein schreiendes Baby zu beruhigen, besteht darin, seine Intensitätsstufe zu übernehmen. Erst wenn das Baby langsam „herunterfährt“, kann sich die elterliche Bewegung allmählich verlangsamen.

Die besten „Kolikheiler“ sagen, dass das Beruhigen eines Schreibabys mit einem Tanz vergleichbar sei, bei dem immer das Baby führt.

Eltern sollten die „fünf S“ immer in der derselben Intensität wie des Schreiens ausführen. Bei hysterischem Schreien ist das Schaukeln und Schhhhh so wild wie ein Rock ’n‘ Roll. Wenn aus dem Schreien ein Schluchzen wird, erfolgt die Reaktion darauf in den fließenden Rhythmen eines Wiener Walzers. Und sobald das Baby beginnt ruhig zu werden, nehmen die Bewegungen das Tempo eines langsames Walzers an. Auf jedes erneute Aufschreien wird die elterliche Bewegung wieder angepasst.

Intensiv bedeutet nicht grob!

Hohe Intensität bedeutet nicht, dass das Baby grob angefasst oder gar geschüttelt werden soll. Das Baby wird stramm eingewickelt und danach stützen die Hände der Eltern sanft Kopf und Nacken. Solange Nacken und Kopf des Baby sanft gehalten und gestützt werden, können ihm die intensiven Bewegungen nichts anhaben. Manche Babys beruhigen sich auch besonders gut, wenn Eltern den gestützten Kopf in einem schnellen Rhythmus hin- und her bewegen, als ob sie zittern würden.

Ausführliche Informationen, viele gute Beschreibungen und Hilfestellungen sind im Buch „das glücklichste Baby der Welt – so beruhigt sich ihr schreiendes Kind und schläft besser“ von Dr. Harvey Karp.

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Hilfe für erschöpfte Eltern von Schreibabys

Ein Schreibaby ist eine große Belastung für die Eltern. Vor allem die Mütter leiden unter großem Schlafmangel und werden von Schuldgefühlen heimgesucht. Um dieser großen Belastung stand zu halten ist es wichtig sich Unterstützung zu holen. Dies kann durch die Großeltern, Freunde oder andere Familienmitglieder geschehen, die den Eltern möglichen kurz Kraft zu tanken.

Auch Auch die betreuende Hebamme kann Sie in dieser Situation kurzzeitig unterstützen und Tipps zur Beruhigung geben.

Nicht wenige Mütter geraten durch das permanente Schreien an ihre Grenzen und haben sogar Gewaltgedanken. Dafür muss man sich nicht schämen. Gewalt im Kopf ist keine ausgeführte Gewalt! Bemerkt man, dass man an seiner Belastungsgrenze angekommen- und gerade keine Hilfe verfügbar ist – verlässt man am besten kurz den Raum. Hier sollte man einiges beachten:

  • das Baby wird in einer sicheren Umgebung abgelegt (Babybett, Wiege oder Krabbeldecke auf dem Boden)
  • der Raum wird kurz verlassen. Hier können Mütter weinen, schreien oder einfach nur ein paar Minuten tief ein- und ausatmen

Danach kann man überlegen wie man weiter verfährt. Viele Mütter berichten, dass es ihnen und dem Baby gut tut wenn sie einen Spaziergang an der frischen Luft im Tragetuch machen. Anderen Müttern hilft es, das Baby (im Tragetuch), tanzen und singend durch die Wohnung / das Haus zu wippen. Dabei erreichen sie selbst einen tranceähnliche Bewusstseinszustand und können die Situation besser ertragen.

Viele Mütter schwören auch auf eine Federwiege, welche ihnen im Alltag kurze Pausen verschafft:

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Schreibabys – bei Urvölkern nicht!

Eine Forschung hat herausgefunden, dass Schreibabys in Urvölkern nicht bekannt sind. Nur was machen Urvölker anders? Das natürliche Zusammenspiel zwischen Mutter und Kind funktioniert in diesen Kulturen einfach viel selbstverständlicher.

  • Babys werden fast ausschließlich getragen
  • Es wird nach Bedarf gestillt
  • alle Familienmitglieder schlafen gemeinsam, das Baby meist direkt an der Mutter

Schreibaby – von allen Vorstellungen lösen

Eltern sollten sich von der Vorstellung lösen, dass ihr Baby sich in den ersten Lebensmonaten selbst beruhigen können muss. Es muss auch nicht „ablegbar“ sein oder in einem eigenen Bettchen, im eigenen Zimmer schlafen. Alle diese Vorstellungen davon, wie ein Baby zu sein „hätte“ und das Vergleichen mit anderen  löst Stress bei der Mutter aus. Diese innere Angespanntheit überträgt sich wiederum auf das Baby, welches nur durch Emotionen kommuniziert und daher die Emotionen der Mutter besonders stark fühlt. Hier beginnt oft ein Teufelskreis, aus dem man am besten entkommt, in dem man ganz bewusst die „Reset“ Taste drückt und sich innerlich neu ausrichtet.

Dies ist im ersten Moment leichter gesagt als getan, oft aber die einzige Möglichkeit diese belastende Zeit zu überstehen oder gar, um sie zu wandeln.Um diesen Weg nicht alleine gehen zu müssen ist es ratsam sich emotionelle erste Hilfe zu suchen.

Hier bekommst du Hilfe:

 

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Bildquelle:

Um den Artikel möglichst umfassend schreiben zu können, dienten zur Recherche außerdem folgende Artikel:

https://www.windeln.ch/magazin/baby/pflege-gesundheit/schreibaby.html

 

https://www.welt.de/wissenschaft/article855081/Schreibabys-sind-typisch-deutsch.html

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