Die Nachgeburt
Erst durch die Nachgeburt gilt der Geburtsprozess als beendet. Was die Nachgeburt eigentlich ist und warum man diese, wie das Baby auch, gebären muss, erfährst du in diesem Artikel.
Was ist eine Nachgeburt
Als Nachgeburt bezeichnet man das Lösen und Ausscheiden der Plazenta, auch Mutterkuchen genannt. Auch die Eihäute (Häute der Fruchtblase) und eventuelle Nabelschnurreste gehören zur Nachgeburt. Nachdem das Baby geboren wurde, folgen noch die sogenannten Nachgeburtswehen. Durch die Nachgeburtswehen zieht sich die Gebärmutter zusammen und die Plazenta kann ich lösen. Erst wenn die Plazenta vollkommen ausgeschieden (geboren) ist, gilt die Geburt als beendet.
Was sind Nachgeburtswehen
Nachdem das Baby geboren wurde, werden aus der Plazenta Prostaglandine ausgeschüttet. Diese Gewebshormone bewirken starke Kontraktionen der Gebärmutter, die sogenannten Nachwehen. Keine Angst, diese Nachwehen sind viel schwächer als die Geburtswehen und kommen in unregelmäßigen Abständen. Viele Frauen nehmen diese nach der Anstrengung der Geburt gar nicht wirklich wahr.
Der Zweck der Nachgeburtswehen ist die Verkleinerung der inneren Oberfläche der Gebärmutter, sodass sich die Plazenta ablösen kann. Die Plazenta wird dann zusammen mit circa 250-500 ml Blut ausgeschieden. Die starke Kontraktion der Gebärmutter in dieser Phase trägt zudem zur Blutstillung bei. Erst ab einer Menge von mehr als einem halben Liter spricht man von Nachblutungen.
Wie lange dauert die Nachgeburt
Je nach Stärke und Dauer der Nachgeburtswehen dauert es im Schnitt zehn bis 30 Minuten, bis die Plazenta gelöst und geboren ist. Ist die Blutung, die durch das allmähliche Ablösen entsteht, nicht stark genug, kann die Nachgeburt auch bis zu einer Stunde dauern, was von Ärzten und Hebammen aber noch als normal angesehen wird.
Hormonelle Unterstützung während der Nachgeburt
Wie schon während Schwangerschaft und Geburt helfen auch bei der Nachgeburt Hormone. Wird das Baby direkt nach der Geburt auf die Brust der Mutter gelegt, damit beide Kontakt zueinander aufnehmen können (Bonding) und das Baby vielleicht auch schon direkt an der Brust der Mutter saugt, wird das „Liebes-Hormons“ Oxytocin ausgeschüttet.
Das Hormon Oxytocin bewirkt, dass sich die Gebärmutter zusammenzieht, verkleinert und die Plazenta somit (schneller) ablöst.
Wie kann man die Nachgeburt fördern?
Neben des engen Hautkontakts zwischen Mutter und Baby und den ersten Saugversuchen des Neugeborenen an der Brust kann zudem ein Haltungswechsel der Mutter (aufsetzen oder aufstehen) die Nachgeburt fördern. Viele Ärzte und Hebammen massieren zudem den Bauch der Mutter mit leichten, kreisenden Bewegungen um die Ablösung der Plazenta zu unterstützen.
Da es in vielen Krankenhäusern heutzutage leider schnell gehen muss, wird das Hormon Oxytocin in vielen Fällen auch zusätzlich gespritzt.
Wo befindet man sich während der Nachgeburt
Da die Nachgeburt direkt nach der Geburt des Babys erfolgt, befinden sich Mutter und Baby während der Nachgeburtsphase im Kreißsaal. In den meisten Krankenhäusern bleiben Mutter und Kind zwischen ein und zwei Stunden nach der Geburt zur Überwachung im Kreißsaal.
Nachgeburt wird auf Vollständigkeit geprüft
Wenn die Nachgeburt ausgeschieden wurde, wird diese von den Hebammen oder Ärzten sorgfältig auf Vollständigkeit geprüft (Plazenta, Häute der Fruchtblase, Nabelschnur).
In diesem Moment können Frauen sich die Nachgeburt auch zeigen lassen. Dies ist sicherlich sehr interessant. Schließlich hat die Plazenta das Kind während der Schwangerschaft mit Sauerstoff und Nahrung versorgt. In manchen Fällen ist die Nachgeburt so gut erhalten, dass die Häute der Fruchtblase von der Hebamme an der Plazenta nach oben gezogen werden können und man so sehr genau sehen kann, wie das „alte Zuhause“ des Kindes ausgesehen hat. Ein faszinierender Moment!
Wie groß ist die Plazenta?
Die Plazenta ist etwa so groß wie ein Kuchenteller, zwei bis drei Zentimeter dick, weich und etwas schwammig. Ihr Gewicht beträgt ungefähr ein Sechstel von dem des Kindes.
Die Nachgeburt bei einem Kaiserschnitt
Wird das Baby per Kaiserschnitt zur Welt gebracht, wird die Nachgeburt gleich nach dem Baby aus der Gebärmutter entfernt.
Was passiert mit der Nachgeburt
In den meisten Fällen wird die Plazenta vom Krankenhaus entsorgt. Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass Eltern die Plazenta mit nach Hause nehmen, um später darauf einen Baum zu pflanzen. Viele Kulturen nutzen die Plazenta auch, um Globuli daraus herzustellen oder sie verspeisen sogar einen Teil davon.
Komplikationen bei der Nachgeburt
Wenn Reste der Nachgeburt in der Gebärmutter verbleiben, kann dies zu Blutungen, Wucherungen oder Infektionen führen. Wenn die ausgestoßene Plazenta also nicht vollständig ist, müssen die restlichen Gewebestücke durch eine sogenannte Ausschabung sofort entfernt werden. Dieser Eingriff erfolgt normalerweise problemlos mit einer Kurznarkose.
Wird nicht erkannt, dass sich die Plazenta nicht vollständig gelöst hat, kann sich die Gebärmutter nach der Geburt nicht richtig zusammenziehen und es kann zu sehr gefährlichen Blutungen kommen. In seltenen Fällen löst sich die Plazenta gar nicht von allein und muss vom Geburtshelfer entfernt werden (Placenta accreta).
Was passiert nach der Nachgeburt
Ist die Nachgeburt vollständig geboren, werden noch eventuelle Geburtsverletzungen (Dammriss oder -schnitt) versorgt. Geht es Mutter und Kind in den nächsten 2 Stunden nach der Geburt gut, werden beide auf die Wochenstation verlegt oder können – bei einer ambulanten Entbindung – nach Hause gehen. Für die Frau beginnt jetzt die wichtige Zeit des Wochenbetts.
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Quellen:
Bild: https://pixabay.com/de/photos/plazenta-nabelschnur-geburt-202640/
https://www.minimed.at/medizinische-themen/gesundes-kind/geburtsvorgang/
Die Hebammen-Sprechstunde, I. Stadelmann, Stadelmann Verlag, 8. korr. Auflage, Wiggensbach, 2005
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